Reisebericht (2/6): Straßenmädchenheim „Sneha Sadan“


Zum ersten Teil des Reiseberichts geht es hier entlang

Nach dem Besuch in Gajwel fuhren wir zum Straßenmädchenheim „Sneha Sadan“ in Hyderabad, wo wir überraschend Sunil, ein ehemaliges Patenkind trafen. Er ist mittlerweile ein junger, verheirateter Mann und Papa einer 4 Monate alten Tochter. Er arbeitet in einem Krankenhaus an der Rezeption und es scheint ihm sehr gutzugehen. Das macht auch uns sehr stolz und wird sicher seine Patentante sehr freuen. Darüber hinaus haben wir noch die Patenkinder Anusha, Radha und Sireesha getroffen.

Im Straßenkinderheim wohnen aktuell nur noch 15 von ursprünglich einmal 90 Mädchen. Das liegt daran, dass es auch hier keine staatliche Unterstützung gibt und die Kinder ggf. in ein staatliches überfülltes Hostel kommen, um Gelder zu sparen. Zwei der älteren Mädchen, mit denen ich bei unserem letzten Besuch 2017 gesprochen hatte, sind mittlerweile auf weiterführenden Schulen und auf einem guten Weg in ein selbstständiges Leben.

Die Mädchen erzählten uns ihre sehr ergreifenden und berührenden Lebensgeschichten. Die meisten sind Halbwaisen und sehen ihre Mütter und evtl. weitere Geschwister nur selten. Stellvertretend möchte ich hier nur 2 sehr bewegende Geschichten wiedergeben.


Srija, 14 Jahre, die ältere eines Geschwisterpaares berichtet unter Tränen, dass die Eltern verschuldet waren und die Mutter sich deshalb von der Brücke ins Wasser stürzte. Beim Versuch sie zu retten, starben auch der Vater und der einzige Bruder, so dass sie nun Vollwaisen sind. Großeltern haben sie ebenfalls nicht mehr und sie lebt mit ihrer jüngeren 10 Jahre alten Schwester Srivana, bereits 7 Jahre im Straßenkinderheim.

Jausi und Prashanti erklären, dass ihr Vater einen Unfall hatte und starb, als die Mutter mit dem 4. Kind, dem Bruder schwanger war. Die Mutter ist arbeitslos. Man kann sich denken, dass es eine Erleichterung auch für sie ist, 2 ihrer Kinder gut aufgehoben zu wissen und sie sich nicht um das tägliche Brot für die 2 Mädchen kümmern muss. 

Alle Mädchen tanzen gerne und versuchen sich so von ihren Albträumen abzulenken und sich in ein neues Zuhause zu integrieren.

Wir wissen, dass wir ihnen die Familien nicht zurückbringen können, aber ihnen zumindest ein geregeltes und gesichertes Leben in einem neuen Zuhause mit fürsorglichen Schwestern und einer Schulbildung sichern können.


Wir besichtigten noch die von Asha Varadhi renovierte Küche. Hier wurden die alten Holzkochstellen durch neue Gaskocher ersetzt, was das Kochen wesentlich erleichtert. Die verkohlten Wände wurden frisch gestrichen, so dass alles heller und freundlicher wirkt.

Abends beim Abendessen im Konvent erwartete Herbert ein ganz besonderer Moment. Er konnte das erste Mal sein Patenkind Vijay persönlich kennenlernen. Er ist ein junger aufgeschlossener Mann, der sich sehr dankbar für die finanzielle Unterstützung und das dadurch ermöglichte und bereits im Juni abgeschlossene Degree Studium äußerte. Aktuell absolviert er ein Software-Praktikum. Er hat sich auf Anhieb sehr gut mit Herbert verstanden. Es schien mir, dass auch Herbert sichtlich gerührt und überwältigt war und ihm dieser Moment noch sehr lange in Erinnerung bleiben wird.

  
Am Ende dieses ersten erlebnisreichen und emotionalen Tages mit den vielen Schwestern und Kindern spürten wir bei allen wieder die Herzlichkeit und ehrliche Dankbarkeit für unsere so wichtige Unterstützung und sind restlos überzeugt, dass unsere Hilfe dort ankommt, wo sie benötigt wird.
 

Beate Gerlach

Hier geht es weiter mit dem 3. Teil des Reiseberichts

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