Indienreise 2020 – Teil 8


Zum vorigen Beitrag Indienreise Teil 7

Ein ganz wichtiges Highlight ist für mich die Besichtigung unseres derzeit größten Projekts: die Toilettenanlagen in der St. Joseph’s Primary und High School in Koilakuntla. Diese Schule wird von den Schwestern des Jesus-Mary-Joseph-Orden (JMJ) betrieben und von etwa 900 Schüler*innen besucht.

In dieser Schule gab es bisher nur ein altes, total herunter gekommenes WC-Häusle, das nicht mehr benutzt werden konnte. Fast alle Schüler*innen sind ganztags hier und nehmen auch ihr Mittagessen auf dem Schulhof ein, nur wenige gehen in der Pause nach Hause. In ganz „dringenden Fällen“ können zumindest die Buben noch eine Lösung finden. Aber was machen die Mädchen? Kaum vorstellbar, eigentlich nicht zumutbar!

An dieser Stelle möchte ich zu diesem Thema einen Ausschnitt eines Artikel der Andheri-Hilfe Bonn zitieren:

„Nur rund die Hälfte der indischen Bevölkerung hat Zugang zu Toiletten. Besonders in ländlichen Gebieten müssen viele Menschen ihre Notdurft auf den Feldern verrichten. Für Mädchen und Frauen ist dies besonders während ihrer Menstruation sehr unangenehm. Prema berichtet, wie sich ihr Leben verändert hat, nachdem ihre Familie im Rahmen eines unserer Projekte eine Toilette mit angeschlossener Biogasanlage bauen konnte: „Immer wenn ich und meine Schwester unsere Periode hatten, waren dies die schwierigsten Tage des Monats für uns. Wir mussten noch früher als sonst aufstehen und ein extra Gefäß mit Wasser zum Waschen auf die Felder mit uns nehmen.
So wusste immer jeder Bescheid. … Jetzt haben wir dank des Projektes sogar unsere eigene Toilette in unserem Garten. …
Unser Leben ist so viel einfacher geworden und ich bin so glücklich, dass meine jüngeren Schwestern nicht mehr dasselbe durchmachen müssen, wie ich!“

Die Schwestern haben deshalb schon im Jahr 2018 einen Antrag bei uns gestellt, sie bei der Finanzierung einer nach Mädchen und Jungen getrennte Toilettenanlage zu unterstützen. Dank großzügiger Spenden der Ehmann-Stiftung und des ZONTA Clubs Alzenau (ein Pendent der Rotary Clubs) konnten wir 90% der Gesamtkosten von etwa 28.300 Euro zusagen.

Die schon fertig gestellten Mädchen-Toiletten konnte ich zusammen mit Sr. Sleeva und der Architektin Sr. Joseph Mary sowie mit unseren Patenmädels Sony Priya und Sujitha besichtigen. Ich bin trotz der einfachen Bauausführung beeindruckt und die jungen Damen bestätigen mir, wie dankbar sie und ihre Mitschülerinnen die Anlage annehmen und nun endlich auch intensiv nutzen können.

Die Jungs müssen sich noch voraussichtlich bis Ende Mai gedulden, denn Wetter bedingt im Herbst letzten Jahres sowie unerwarteter Bodenbeschaffenheit kam es zu Verzögerungen mit dem Baubeginn. Ich konnte zwei Männern zusehen, wie sie mit einfachstem Handwergzeug den Graben für das Fundament ausheben. Tagelange harte Arbeit in der Sonne zu einem Mini-Lohn. Bei uns würde diese Arbeit ein kleiner Bagger in einer oder zumindest wenigen Stunden erledigen.

Wir möchten uns auch an dieser Stelle nochmals recht herzlich bedanken bei Herrn Hans Weil und der Ehmann-Stiftung sowie bei den Damen Ute Tobisch und Gisela Eichfelder, Past bzw. aktuelle Präsidentin des ZONTA Clubs Alzenau. Der Club hat letztes Jahr traditionell ein Golfturnier organisiert und erfreulicherweise Asha Varadhi mit dem erzielten Erlös unterstützt.

 
Reiner Schmid

Zum letzten Teil des Reiseberichts

 

 

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