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Nach einer ganz erholsamen Nacht und einem guten Frühstücksbuffet sind wir von Kurnool Richtung Yemmiganur losgefahren. Die Gegend wird zusehends ländlicher, neben der Straße sieht man Baumwoll- und Chillistaudenfelder vorbeiziehen, immer wieder Ochsengespanne, mit denen die rote Erde umgepflügt wird, Ziegenherden, die durch die Landschaft ziehen, die Dörfer und Häuser am Straßenrand werden kleiner.
Das bedeutet für uns auch, dass die Hotelauswahl in Yemmiganur und Umgebung nicht wirklich vorhanden ist. So kommt es, dass ein Teil unseres Hotels mehr wie eine Baustelle aussieht. Zudem sind wir froh, dass Schwester Sleevamma Für uns dolmetschen kann.
Nachdem wir unser Gepäck abgestellt haben, geht es mit dem Bussle weiter zum Sancta Theresa Convent in Yemmiganur, zu dem auch die St. Mary’s Elementary School und das Orange Home gehören. Auch hier werden wir am Tor willkommen geheißen und mit Musik, Blumen und ganz vielen „Hearty Welcome“ durch ein Spalier zum Konvent geleitet. Das ist nichts, woran man sich so schnell gewöhnt, so empfangen zu werden und zumindest ich für mich hatte oft das Gefühl, dass esunverdient zu viel der Ehre war. Und trotzdem zauberte der Empfang ein breites Lächeln auf unsere Gesichter.
Auf der Terrasse des Konvents konnten wir gemütlich sitzen. Drei junge Frauen haben wunderschön für uns getanzt. Die indische Tanzweise mit den vielen verschiedenen Handbewegungen, usw. fasziniert mich sehr. Anschließend haben wir einzeln einen Schal und eine wunderschöne Blumengirlande umgelegt bekommen und wurden so geehrt. Währenddessen standen rund um die Veranda die Menschen und habenzugeschaut, unsere Ankunft war ein richtiges Event. Später haben wir uns auf dem Konventgelände verteilt, mit Patenkindern geredet, Fotos gemacht und Verschiedenes angeschaut.
An der St. Mary’s Elementary School werden ca. 175 Kinder, vom Kindergarten bis zur 5. Klasse unterrichtet. Die kleinsten lagen gerade in ihrem Klassenzimmer für den Mittagsschlaf auf dem Boden, die Köpfe auf die Schultaschen gebettet, als wir vorbeikamen. Die Älteren haben sich über die Gelegenheit gefreut zu winken und haben neugierig unser Treiben verfolgt.
Im späteren Verlauf des Nachmittags sind wir noch im Ort gewesen, haben auch hier ehemalige und aktuelle Patenkinder bzw. ihre Familien besucht. Wir können uns gar nicht vorstellen mit wie wenig Platz und Komfort die Menschen auskommen. Oft leben Familien mit mehreren Kindern sowie den Großeltern in einem Raum zusammen, der nicht mal so groß ist wie unsere normalen Garagen. Und trotzdem sind sie stolz aufihr Zuhause und unglaublich gastfreundlich.
Während wir durchs Dorf gelaufen sind, kamen immer mehr Kinder und Erwachsene zusammen, die alle mit uns unterwegs waren, neugierig geschaut haben, Fotos machen und Hände schütteln wollten. Es ist nicht ganz einfach das alles zu sehen und für mich zum Ersten Mal auch so direkt und unmittelbar zu erleben. Da bin ich einerseits nicht so ganz überzeugt von meinem Hotelzimmer und gleichzeitig sehe ich auch, dass ich damit schon so viel mehr habe als viele andere.
Und so schließe ich den Tag für mich, nachdem wir im Konvent auch noch so gut mit Essen versorgt wurden, müde und mit vielen Gedanken, die mir durch den Kopf kreisen, zu dem weiten Spannungsbogen und den so großen Unterschieden, die, für uns teilweise so unbegreiflich, nebeneinander existieren.
Stephanie Zaiser