Unsere Reise durch die Projekte begann am 07.10. in Hyderabad, der viertgrößten Stadt Indiens mit ca. 7 Mio. Einwohnern. Ab da tauchten wir dann komplett in das normale, aber völlig andere Leben ein. Nach einem typisch indischen Frühstück starteten wir um 9 Uhr in einem Kleinbus für 12 Personen. Die JMJ-Schwestern Prakashamma und Sleevamma begleiteten uns. Während wir gemütliche Sitze mit AC hatten, saßen die beiden rückwärts ohne Lehne über dem Motorraum neben dem Fahrer, wo es sicher extra warm war und ihnen trotzdem keine einzige Schweißperle über das Gesicht lief. Uns reichten schon die 36 Grad Außentemperatur, um auszusehen, als kämen wir von der Dusche.
Bei der Fahrt durch Hyderabad sahen wir alle Gegensätze. Typisch indische Straßenstände, alte renovierungsbedürftige Häuser genauso wie riesige Neubauten oder modernste Markengeschäfte. Neben chaotischem Straßenverkehr gibt es auch vierspurige Autobahnen.
Nach einem kurzen Stopp, bei dem wir noch Kekse für die 32 Patenkinder kauften, kamen wir nach gut 2 Stunden und 78 Kilometern in Gajwel in der St. Joseph’s School an wo wir bereits erwartet wurden. Schon beim Ausstieg wurden wir zunächst von Sr. Bridget, die die Schule leitet, und den weiteren Schwestern mit der Candava-Zeremonie herzlich begrüßt, bei dem jedem von uns ein Schal umgelegt wurde. Sr. Bridget erkannte mich sofort wieder und es war auch für mich eine große Freude sie wieder zu sehen.
Einige der Schüler standen mit Palmwedeln Spalier und zeigten uns mit Wasser und Blumen den sandigen Weg, den sie mit herrlichen Mandalas verziert hatten.
Andere erwarteten uns unter den Sonnensegeln. Wir bekamen ein buntes Programm mit viel Gesang und wunderschönen Tänzen dargeboten. Nicht nur die Kleider der Mädchen strahlten in den herrlichsten Farben, sondern auch die Augen der Kinder und ihre Gesichter strahlten vor Freude. Zwischendurch wurde Aarti, das indische Flammengebet zelebriert, mit dem wir gesegnet wurden. Und ein weiteres Mal wurden uns Schals umgelegt und wir erhielten Geschenke. Es folgten weitere Tänze und sie demonstrierten uns, wie sie mit Hilfe eines Abakus den Kindern rechnen beibringen. Die Kinder waren mit Feuereifer dabei, freuten sich riesig uns ihre Darbietungen zu zeigen, aber besonders wichtig war auch dieses Mal wieder, wie sehr sie sich freuen, eine Schule besuchen und etwas lernen zu dürfen.
Sr. Bridget begrüßte uns offiziell noch und bedankte sich für unsere Unterstützung und erklärte, dass sie uns nicht vergessen werden. Daraufhin bedankte ich mich für die sehr herzliche Begrüßung und die wundervollen Darbietungen und erklärte, dass es Asha Varadhi wichtig ist, möglichst vielen Kindern unabhängig von deren Herkunft oder Vermögen Zugang zu Schulbildung und Ausbildung und damit zu einem selbstständigen und unabhängigen Leben zu ermöglichen. Auch die Aussicht, dass sie dadurch selbst einmal anderen Menschen helfen können, erwähnte ich genauso wie die Tatsache, dass auch wir sie nicht vergessen werden.
In dieser Schule werden ca. 540 Kinder im Alter von 3 bis 15 Jahren unterrichtet. Die Kleinsten im Kindergartenalter sitzen auf dem Boden. Ab Klasse 1 im Alter von 5 Jahren sitzen die Kinder sehr eng zu dritt an kleinen Schulbänken, welche teilweise von uns gesponsert wurden. Ab Klasse 6 bis 10 wird oft gemeinsam unterrichtet. Die Klassengröße beträgt bis zu 42 Schüler. All das ist für uns kaum vorstellbar. Unterrichtet werden die Sprachen Telugu, Hindi und Englisch sowie Mathematik und Wissenschaften.
Da es keine staatliche Unterstützung für Privatschulen gibt, ist eine Schulgebühr zu zahlen, was jedoch aufgrund der finanziellen Familiensituationen oft nicht möglich ist. Ohne unsere Patenschaften könnten somit viele Kinder aus mittellosen Familien keine Schule besuchen.
Die Kinder kommen aus 14 umliegenden Dörfern und werden mit Bussen abgeholt. Die Schulgebühr für die 10. Klasse beträgt 24.000 Rupien im Jahr, was derzeit ca. 280 € entspricht. Das kann aber nicht von allen Eltern erbracht werden und wird ggf. an die finanzielle Einkommenssituation der Eltern angepasst.
Die Schule beginnt morgens um 8:45, der Unterricht beginnt um 9.15 und endet um 16.30. Zwischendurch gibt es eine 30-minütige Pause sowie eine Mittagspause, welche die Kinder, mit Essen von zu Hause, unter dem von uns finanzierten überdachten Platz, „Dining Hall“ genannt, verbringen können. Auch die für Mädchen so wichtigen Toiletten sowie eine Photovoltaikanlage und eine Trinkwasseraufbereitungsanlage wurden von uns gesponsert.
Beate Gerlach
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