Indienreise 2025 (Teil 3) – Yemmiganur


Mein nächstes Ziel ist Yemmiganur, quasi die Wurzel unserer Vereinsarbeit. Ich werde wieder mit Pauken und Trompeten von den CTC-Schwestern (Congregation of Teresian Carmelites), einigen Lehrern und Schüler auf dem großen Campus mit Kirche, Konvent, Grundschule und dem Mädchenheim „Orange Home“ empfangen.

Dahin kamen auch viele unserer aktuellen und ehemaligen Patenkinder, allein oder mit einem Elternteil. Ich bin mit Fragenstellen, Notizen und Fotos machen und Geldgeschenken übergeben stark gefordert. Aber ich freue mich natürlich über jedes Gesicht, das ich wiedersehe. Gekommen sind auch Yagamma und Balaswamy, die beide vor einigen Jahren wegen ihrer körperlichen Behinderungen ein Tricycle von uns erhalten haben und dadurch viel mobiler geworden sind. Der Zahn der Zeit hat jedoch enorm daran genagt. Die Oberin Sr. Milna klärt nun ab, ob eine Reparatur oder eine Neuanschaffung mehr Sinn macht.

Natürlich darf auch eine „Cultural Gala“ nicht fehlen. Asha, eine junge Dame, die seit vielen Jahren durch eine Patenschaft unterstützt wird, und zwei ihrer Freundinnen führen sehr gekonnt verschiedene klassische Tänze auf. Auch die jüngeren Kinder zeigen was sie schon von den Schwestern Rani und Honey gelernt haben.

In Yemmiganur und einigen kleineren Vororten leben auch viele ehemaligen Schüler der St. John’s Residential School bei Anantapur, die auch mit Patenschaften von uns unterstützt wurden. Sie haben inzwischen alle zumindest das Abitur bestanden (12. Klasse bzw. 2nd Intermediate), studieren zum Teil noch oder haben bereits einen guten Job. Ich habe sie abends in das Nebenzimmer des Hotel-Restaurants Rajeswari Lodge eingeladen. Dort haben wir alle, insgesamt 17 Personen, ein Abendessen genossen. Für mich gibt es da das beste Onion Dosa, das ich je in Indien gegessen habe (eine Art Pfannkuchen aus einem Teig aus Reis und Hülsenfrüchten mit Zwiebeln). Getränke aus Hahnenwasser werden überall kostenlos angeboten, wir hatten aber auch Sprite, Mango Saft oder Soda Water bestellt. Das Ganze hat dann für alle 1,230/- Rs. bzw. etwa 14 Euro gekostet. Es war ein sehr schöner Abend mit vielen interessanten Gesprächen.

Ein weiterer schöner und ganz besonderer Abend folgte am nächsten Tag. Mit einer Spende des Kindergartens „Im Grund“ aus dem St. Martins Ritt haben die Schwestern für alle 36 Mädchen des Orange Home neue Kleider und viele Spielsachen (verschiedene Bälle, Federball- und Cricket Schläger, Brettspiele u.ä.) erworben. Ich durfte jedem Mädchen ein Paket mit dem neuen traditionellen Dress oder mit Blue Jeans und Shirt übergeben. Alle haben sich in Windeseile im Schlafraum umgezogen und mir überglücklich, stolz und sehr dankbar die Geschenke präsentiert.

Vor der Weiterfahrt am nächsten Morgen habe ich noch die von uns finanzierte Renovierung von Klassenräumen in der St. Mary’s Elementary School und der Toiletten besichtigt. Alles wurde gründlich und, soweit ich es beurteilen kann, sehr gut erledigt.

Mein Fazit: durch die turnusmäßige Versetzung der bisherigen Oberin Sr. Binny geht zwar viel Erfahrung verloren, die jetzige Oberin Sr. Milna und die Schwestern Grace, Honey und Rani sind jedoch sehr bemüht und zuverlässige Partnerinnen. Besonders gefreut hat mich das Wiedersehen mit den älteren „Paten-Kindern“, die durch die finanziellen Beiträge der Paten ihre Chance für eine gute bis sehr gute Ausbildung genutzt haben, um mit ihren Familien ein deutlich besseres Leben führen zu können. Einige sind bereits verheiratet worden, zwei junge Frauen haben bereits ein und drei Kinder. Nicht üblich ist auch, dass mehrere Frauen zwar verheiratet sind, der Kinderwunsch einer weiteren Ausbildung mit Abschluss aber zurückgestellt wird. Dies ist insbesondere auch deshalb wichtig, weil häusliche Gewalt immer wieder vorkommt und es für eine ungebildete Frau fast keine andere Chance gibt, als diese Zustände zu erleiden und akzeptieren.

Hier geht es weiter zu Teil 4 des Reiseberichts

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