Gleich nach dem Frühstück fuhren wir los nach Gajwel, einer kleine Stadt mit 25.000 Einwohnern, 70 km nordöstlich von Hyderabad. Natürlich werde ich dort von Schwestern und ein paar unserer Patenmädels empfangen. Auf meinen ausdrücklichen Wunsch aber nicht so überschwänglich wie in den Vorjahren. Wir alle freuen uns auf das Wiedersehen.

Am Nachmittag besuchten wir 10 unserer 43 Patenkindern zuhause und lernten dabei auch noch ihre Familienmitglieder kennen, es war ja an einem Sonntag. Ihre Häuser bzw. Wohnungen waren zwar sehr klein, aber alle waren in einem ordentlichen Zustand und sauber. Wir wollten auch noch bei einem weiteren Mädchen vorbeikommen, kurz davor erhielt Sr. Bridgit jedoch einen Anruf, dass sie nicht zuhause sei. Wir fanden es etwas seltsam, erfuhren aber am nächsten Tag durch die Eltern, die extra zur Schule kamen, den eigentlichen Grund. Unser Patenmädel (13 Jahre) hat zum ersten Mal ihre Periode bekommen und das wird traditionell im Kreis der Familie gefeiert – 15 Tage lang! In dieser Zeit darf das nun zur Frau gewordene Mädchen das Haus nicht verlassen.In früheren Zeiten konnte die junge Frau nun verheiratet werden, natürlich gelten heute andere Gesetze, Braut und Bräutigam müssen mindestens 18 Jahre alt sein.
Am nächsten Tag folgte in der Multi-Functional Hall eine Cultural Gala von etwa 100 der insgesamt 650 Schüler der St. Joseph’s Girls High School, in der aber auch Jungs unterrichtet werden. Obwohl ich schon so viele Tänze gesehen hatte, waren in diesem Jahr einige neue und sehr interessante Aufführungen dabei. Es war eine klasse Show, man konnte Brigits Engagement sowie die Freude und das Talent der Schüler sehr gut erkennen.

Direkt im Anschluss versammelten sich 41 Patenkinder um mich. Neben dem o.g. Teenager war noch ein Junge krank, sein Vater kam jedoch, um seinen Sohn zu entschuldigen und mich kennen zu lernen. Ich machte viele Fotos von unseren Schützlingen, sprach kurz mit ihnen, lies mir ihren „Rank“ in der Schule sagen und gab ihnen ein Geldgeschenk.

Im Anschluss besichtigte ich noch die von uns finanzierten Projekte: Mädchentoiletten, Solaranlage und Trinkwasseraufbereitungsanlage. Alles war in gutem und gepflegtem Zustand, es gab nichts zu bemängeln.
Zum Abschluss des Tages entführten mich die Schwestern in die Kreisstadt Siddipet zumGlow Garden am See Komati Cheruvu. Am Abend wird dort die Hängebrücke in wunderschön mit wechselnden Farben beleuchtet und über dem See gibt es eine eindrucksvolle mit Musik unterlegter Lasershow. Auf der Heimfahrt gab’s zum Abschluss eines erfüllten Tages noch ein Abendessen in einem guten Restaurant. Eine tolle Überraschung, die die Schwestern mir damit beschert haben.
Reiner Schmid







