Indien-Reise 2025 (Teil 4) – Mahabubnagar


Der Plan war von Yemmiganur mit einem kurzen Stopp in Mahabubnagar zum JMJ Provincialate in Hyderabad und am nächsten Tag nach Gajwel zu fahren. Die Schwestern Innamma und Prakashamma fragten mich aber mehrmals, ob wir nicht in Mahabubnagar übernachten sollten. Schließlich willigte ich ein und erfuhr dann auch den Grund: sie wollten eine Schulfeier besuchen und den vor einem Jahr vom Papst auserwählten Bischof von Nalgonda, Exzellenz Karnam Dhaman Kumar treffen.

Doch zuvor hatte ich Gelegenheit unsere drei Patenkinder Sruthi und die Brüder Surya und Vamshi zu treffen. Bei den Brüdern ist alles gut, sie sind gute Schüler und haben erste Preise in „Fußball“ bzw. „anstandslose Uniform“ und „keine Fehltage“ erhalten.

Die Brüder Surya und Vamshi

In Shrutis Familie gibt es jedoch Probleme. Seit der Vater vor ein paar Jahren verstorben ist, übernimmt der Bruder die Vaterrolle und bestimmt über seine jüngeren Schwestern. Die Mutter verdient mit bügeln sehr wenig, so dass er den Hauptanteil für den Lebensunterhalt verdient. Er meint damit das Recht zu haben, dass die ganze Familie auf ihn hört.

Shruti

Weil es trotz des Patenbeitrags finanziell eng zugeht, wurde Sruthis Studiengebühren nicht bezahlt, so dass sie den Zwischenkurs abbrechen musste und ihr Originalzeugnis nicht erhalten konnte. Mit einer Extra-Unterstützung von 30,00 Euro konnte ich dieses Problem jedoch schnell beheben. Jetzt absolviert sie für sechs Monate eine Ausbildung in Modetechnologie und beabsichtigt, danach ein Fernstudium an der Palamuru University in Mahabubnagar zu absolvieren. Sie möchte sich eine glänzende Zukunft aufbauen und später mit ihrem Einkommen zum Familienunterhalt beitragen.

Ihre Schwester ist seit einiger Zeit kränklich und hat insbesondere schlechte Blutwerte. Ich habe ihr empfohlen ein gutes Krankenhaus, z.B. das vom JMJ-Konvent betriebenen St. Theresa General Hospital in Kurnool, aufzusuchen und sich gründlich untersuchen zu lassen. Zunächst habe ich die Übernahme der Kosten für die Untersuchung und Medikamente durch Asha Varadhi versprochen, danach sehen wir je nach Befund weiter.

Am Nachmittag lernte ich auch eine Familie mit zwei Mädchen kennen. Deepika besucht die 5. und ihre Schwester Akshaya die 2. Klasse der staatlichen Schule Christianpally in Mahabubnagar.

Die Familie lebt im Haus einer Tante, weil ihr Haus altersbedingt halb eingestürzt ist und kein Dach hat. Der Vater ist durch eine Lähmung stark behindert und die Mutter arbeitet als Reinigungskraft in einem Kino für einen Mindestlohn, der kaum für den Lebensunterhalt, die medizinischen Kosten und die Schulgebühren für ihre Töchter ausreicht. Die Mutter war in dieser Situation gezwungen, Geld von einem Geldverleiher zu leihen, dessen hohen Zinsen sie nicht bezahlen kann. An die dringende Renovierung des Hauses ist nicht zu denken. Sie kämpft sowohl finanziell als auch psychisch darum, ihre Familie zu versorgen.

Wir möchten die Familie gerne zumindest mit einer Patenschaft für Deepika, gern aber auch für Akshaya, unterstützen und hoffen, auf diesem Weg eine Patin oder Paten zu finden, der einem der Mädchen die Hand reicht und die große Not mit monatlich 20,00 Euro lindern möchte. Kommen Sie bitte bei Fragen unverbindlich auf mich zu.

Am Abend empfand ich es dann einerseits peinlich, andererseits beeindruckend, welche Wertschätzung ich bzw. Asha Varadhi dort genießen: ich wurde dem Bischof vorgestellt, der 17 Jahre im Raum Münster tätig war und somit gut deutsch spricht. Der sympathische Mann lud mich ein, zusammen mit ihm in seinem noblen Wagen zum Schulfest zu fahren und dort wurde mir der Platz neben ihm auf der roten und bequemen Bank zugewiesen. Alle Schwestern und Brüder mussten sich mit Plastikstühlen zufriedengeben. Auch einer persönlichen Vorstellung und Ehrung auf der Bühne konnte ich nicht entgehen und zum Schluss durfte ich sogar einigen Schülern zu einem ersten Preis gratulieren und ihnen eine Medaille umhängen.

Das Schulfest selbst hatte fast schon professionelle Züge: die viele Tanzeinlagen usw. auf einer riesigen Bühne wurden per Video auf eine große LED-Wand übertragen, so dass die vielen anwesenden Eltern alles gut im Blick hatten. Es war eine tolle und bestens organisierte Show. Danach wurde mir dann auch klar, warum die beiden Schwestern mich zu einem Aufenthalt in Mahabubnagar überredet haben.

Reiner Schmid

Hier geht es zum Teil 5 des Reiseberichts

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